Term
| wie sieht die Epidemiologie von Rückenschmerzen aus? |
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Definition
Punktprävalenz: 40%
Lebenzeitprävalenz: 80-90%
Frauen>Männer |
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Term
| Welcher Anteil der Rückenschmerzen geht in einen chronischen Verlauf über? |
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Definition
| 10% der Rückenschmerzen nehmen einen chronischen Verlauf. Jede 5. Krankschreibung und jeder 2. Frührentenantrag erfolgt aufgrund dieses Symptoms |
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Term
| Wie ist Kreuzschmerz definiert? |
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Definition
| Kreuzschmerzen sind Schmerzen oder Unwohlsein im Bereich des Rückens vom unteren Rippenbogen bis zu den Glutealfalten, evtl. mit Ausstrahlung in die Beine. |
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Term
| Was ist das Ziel der Leitlinie Kreuzschmerz? |
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Definition
| Anleitung für eine bedarfsorientierte, qualitativ hochwertige Primärversorgung unter besonderer Berücksichtung der medizinisch notwendigen und wirtschaftlich sinnvollen Maßnahmen (evidence based medicine) |
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Term
| Wie werden Kreuzschmerzen eingeteilt? |
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Definition
Akute Kreuzschmerzen: Dauer < 12 Wochen
subakute Kreuzschmerzen:Dauer > 6 Wochen, <12 Wochen
Rezidivierende Kreuzschmerzen: nach symptomfreiem Intervall von mind. 6 Monaten erneut aufgetreten
Chronische Kreuzschmerzen: seit mehr als 12 Wochen bestehend |
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Term
| Wie werden Kreuzschmerzen klassifiziert? |
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Definition
Unkomplizierte Kreuzschmerzen (>80%): Bewegungsabhängig, evtl.dermatomübergreifend, Ausstrahlung bis oberhalb des Knies, guter AZ
*Radikuläre Kreuzschmerzen (~5%): Einseitige Schmerzen im Bein (schlimmer als die KS), ausstrahlend bis unterhalb des Knies. Evtl. Taubheitsgefühl und Parästhesien im Versorgungsgebiet einer oder mehrerer Nervenwurzeln, positiver Lasègue-Test, ggf.
Abschwächung oder Fehlen der Beineigenreflexe, Paresen
*Komplizierte Kreuzschmerzen (~1%): Frakturen, Tumore, Entzündungen, Abszesse, ausgeprägte neurologische Ausfälle.
*Extravertebrale Kreuzschmerzen (~2%): Bauchaortenaneurysma, Nierenkoliken, Harnwegsinfekt, Pankreas-Karzinom |
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Term
| Was sind die sogenannten "red flags"? |
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Definition
Warnhinweise auf komplizierte Kreuzschmerzen!
- Alter <20 Jahre und >50 Jahre
- Schlechter AZ
- Bekanntes Tumorleiden
- Inadäquates Trauma
- Drogenabhängigkeit
- Steroidmedikation, Osteoporose
- Ausgeprägte neurologische Ausfälle
- V.a. entzündliche Erkrankungen (Rheuma) |
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Term
| Was gehört zur Basisuntersuchung bei Kreuzschmerzen? |
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Definition
- Inspektion (Gangbild, Fehlhaltung), Palpation (Paravertebralen Muskulatur), Bewegungsprüfung
- Lasègue-Test (Sensitivität 80%, Spezifität 40%)
- Muskeleigenreflexe: PSR (L3-5), ASR(S1)
- Muskelkraft: Hackengang (L5), Zehengang(S1)
- Sensibilitätsprüfung: Medialer Fußrand (L4) und Fußrücken (L5), lateraler Fußrand und Fußsohle (S1)
- Ggf. Muskelfunktionstests (M.erector spinae, M.quadratus lumborum, M.piriformis, M.glutaeus |
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Term
| Beschreiben Sie Kurz den Lasegue-Test. Wie sind die Befunde zu bewerten? |
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Definition
Der Patient liegt flach auf dem Rücken. Das gestreckte Bein wird passiv im Hüftgelenk um bis zu 70° gebeugt. Bei berichtetem Schmerz wird die Beugung nicht bis zur physiologisch möglichen Beugung fortgesetzt.
Bei Schmerzen im Bein bis zu einem Winkel von etwa 45 Grad, die scharf sind, vom Rücken in das Bein einschießen und bis unter das Knie ausstrahlen, ist der Test positiv und wird als Lasègue-Zeichen bezeichnet. Als Schmerzursache wird hierbei die Dehnung des Ischiasnervs (N. ischiadicus) gesehen.
Bei Schmerzangabe bei einem Winkel von 60-70° wird von einem Pseudolasègue oder von einem pseudopositiven Lasèguezeichen gesprochen; es kann sich hierbei auch um einen Dehnungsschmerz der ischiokruralen Muskulatur handeln. Reine Schmerzen von nicht-einschießendem Charakter im Bein bzw. Oberschenkel sind als Muskeldehnungsschmerz zu werten.
Das mögliche Lasègue-Zeichen ist durch gleichzeitige Innenrotation des Beines intensivierbar. Der Winkel, bei dem der Schmerz einsetzt, wird notiert. Der Schmerz führt im Allgemeinen zu einem reflektorischen Bewegungswiderstand. Es werden die Nervenwurzeln der Segmente L4/L5 oder L5/S1 komprimiert.
Der Lasègue-Test kann bei einer Ischialgie, einem Bandscheibenvorfall oder einer Hirnhautreizung wie bei einer Meningitis oder einer Subarachnoidalblutung positiv ausfallen. |
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Term
| Wie sind Spezifität und Sensitivität der Lasegue-Test zu bewerten? |
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Definition
Der Test hat eine hohe Sensitivität (80%) bei geringer Spezifität (40%) d.h. 80% der Bandscheibenvorfälle werden durch ein positives Testergebnis richtig als solche erkannt, allerdings wird bei vielen gesunden Patienten (60%) fälschlicherweise ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert.
⇨ Sensitivität: Definition: Anzahl wahrer positiver (pathologischer) Ergebnisse bei Patienten, bei denen die Krankheit mit Sicherheit besteht. (Wahrscheinlichkeitsmass Kranke richtig zu erfassen)
⇨ Spezifität: Definition: Anzahl negativer (“normaler”) Resultate bei Gesunden bzw. Fehlen der Krankheit (Wahrscheinlichkeitsmass Gesunde richtig auszuschliessen). |
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Term
| Wie wird eine dermatomübergreifende Ausstrahlung ins Bein auch bezeichnet? |
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Definition
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Term
| Was sind die sogenannten "yellow flags"? |
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Definition
⇨ Warnhinweise auf chronischen Verlauf!
Ungünstiger Verlauf:
- Anhaltende und rezidivierende Schmerzen trotz medizinischer Behandlung
- Arbeitsunfähigkeit >4-6 Wochen
- Radikuläre Schmerzen
- Hohe Rezidivrate von Rückenschmerzepisoden
- Psychosoziale Faktoren:
o geringer Bildungsstand
o pessimistisch-resignative Einstellung, Depression
o Starkes Krankheitsgefühl und Schmerzerleben
o Anhaltende private Belastungen
o Unbefriedigende berufliche Situation
o Rentenbegehren |
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Term
| Welche zwei Formen der Schmerzchronifizierung gibt es und was ist der Unterschied? |
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Definition
| Periphere und Zentrale Sensibilisierung. Die periphere Sensibilisierung beschreibt die Verstärkung der Reiz-Reaktion im Entstehungsgebiet des Schmerzes, die zentrale Sensibilisierung beschreibt die Reizverstärkung auf spinaler und supraspinaler Ebene. |
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Term
| Was sind die drei wichtigsten Pathomechanismen der peripheren Sensibilisierung? |
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Definition
- Erniedrigung der Reizschwelle der peripheren Nozizeptoren
- Wecken(Aktivierung) schlafender Neurone
- Neurogene Entzündungsvorgänge |
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Term
| Was sind die wichtigsten Pathomechanismen der zentralen Sensibilisierung? |
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Definition
- Übererregung spinaler und supraspinaler Neurone
- Aktivierung von NMDA-Rezeptoren
- Neuroplastische Veränderungen mit Zunahme der Rezeptorendichte |
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Term
| Warum sind bildgebende Verfahren in der Frühphase von Kreuzschmerzen nicht indiziert? |
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Definition
- Keine therapeutische Relevanz
- Keine Korrelation zwischen Grad der degenerativen Veränderungen und den Beschwerden
- Fördert Somatisierung |
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Term
| Wann sollte eine CT oder NMR-Aufnahme durchgeführt werden? |
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Definition
| Bei Verdacht auf komplizierte Kreuzschmerzen oder bei Persistenz radikulärer Schmerzen > 2 Wochen. |
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Term
| Wie hoch sind die Kosten für diese bildgebenden Verfahren? |
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Definition
Magnetresonanztomographie im Bereich der Wirbelsäule, in zwei
Projektionen: 120 Euro (privat 440,65 Euro)
CT des Skeletts (Wirbelsäule,
Extremitäten oder Gelenke bzw. Gelenkpaare): 73,50 Euro ( privat 199,35 Euro)
Dazu kommen noch die üblichen Verdächtigen, also Befundbericht, Beratung, et cetera.
Quelle: http://www.e-bis.de/goae/defaultFrame.htm (Gebührenordnung für Ärzte). |
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Term
| Welche nicht-medikamentösen Behandlungsformen bei chronischen Rückenschmerzen kennen Sie? |
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Definition
Wärmeanwendung
-2-3 Tage Heben und Tragen von schweren Lasten vermeiden
-Gewichtsabnahme
-Bewegung/Muskeltraining
-Chirotherapie/Manuelle Therapie
-Akupunktur
-Physiotherapie
-Verhaltenstherapie
-Transkutane Elektronische Nervenstimulation (TENS) |
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Term
| Welche Analgetika stehen für die Behandlung von Kreuzschmerzen zur Verfügung? |
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Definition
| NSAR, Paracetamol, Tramadol, Tilidin(retadiert), Opioide (oral oder transdermal) |
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Term
| Welche Bedeutung haben Koanalgetika wie Amytriptilin? |
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Definition
| Therapie von chronifizierten Schmerzen und/oder Behandlung psychischer Komorbiditäten. |
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Term
| Warum sollte auf die Injektion von Schmerzmitteln und anderen Injektionstherapien verzichtet werden? |
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Definition
Die Injektion von nicht-steroidalen Antirheumatika oder Glucocorticoidinjektionen in die Wirbelbogengelenke sollte man ablehnen, weil diese keinen Vorteil gegenüber der oralen Applikation haben.
-Nebenwirkungen (Anaphylaxie, Infektion)
-Unnötige Abhängigkeit vom Arzt |
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Term
| Wann ist die periradikuläre Injektion indiziert? |
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Definition
Wenn die übliche k
onservative Behandlung nicht zum Erfolg führt und ein operativer Eingriff verhindert werden soll. |
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Term
| Welche Punkte sollte das Beratungsgespräch enthalten? |
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Definition
Die Harmlosigkeit und gute Prognose (hohe Spontanheilungstendenz) der Beschwerden
-Der begründete Verzicht auf weitere Diagnostik
-Die hohe Wahrscheinlichkeit eines späteren Wiederauftretens der Beschwerden. Dieses kann durch Bewegungsmangel gefördert bzw. durch Ausgleichsaktivität verhindert werden.
-Sichere und effektive Behandlungsmethoden und die Bedeutung der Aktivität für den Heilungsprozess
-Die Option weiterer diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen bei Persistenz der Beschwerden oder Verschlechterung
Ursachen der Schmerzen: sitzende Tätigkeit, geringe körperliche Aktivität, Schwäche der Rückenmuskulatur, Übergewicht, Fehlbelastung durch falsches Tragen und Heben. |
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Term
| Welche anamnestischen Hinweise können auf eine Spinalkanalstenose hindeuten? |
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Definition
| Meist sind es ältere Patienten, die über beidseitige Beinschmerzen klagen, die nach kurzer Gehstrecke auftreten (Claudicatio spinalis). Im Gegensatz zur vaskulären Claudicatio verschwinden die Beschwerden nicht beim Stehenbleiben, sondern erst beim Sitzen mit Beugen der LWS. Oft geben diese Patienten an, beim Fahrradfahren keine Beschwerden zu haben. |
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Term
| Wie sieht die Therapie der Spinalkanalstenose aus? |
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Definition
| Die Therapie ist symptomatisch und nur bei hohem Leidensdruck sollte eine Operation erwogen werden. |
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Term
| Op-Indikationen bei Bandscheibenvorfall und Spinalkanalstenose |
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Definition
Absolute Operationsindikation:
-Kaudasyndrom (Harn- oder Stuhlinkontinenz)
-Lähmung funktionell wichtiger Muskel (Kniestrecker, Fußheber, Fußsenker)
-progrediente Lähmungen
*Relative Operationsindikation:
-Isolierte Lähmung funktionell weniger bedeutsamer Muskel (Großzehnheber)
-persistierende Schmerzen mit radikulärem Character trotz adäquater konservative Therapie über eine Zeitraum von 6 Wochen
-Rezidiv radikulärer Beschwerden mit neurologischem Defizit
-Bandscheibevorfall bei bereits bestehender Spinalkanalstenose |
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